Barcelona Okt. 2017

Fotografie, Reisebericht

In den Herbstferien war endlich einmal wieder die Zeit, den besten Freund zu besuchen. Da sein Wohnort ausgerechnet 15km vor Barcelona liegt, lohnte sich das Einpacken der Fotokamera erst recht.

So ging es mit dem irischen Low-Cost Flieger von CGN nach BCN und dann im direkten Auto-Shuttle nach San Cugat.

Am nächsten Morgen stand Sightseeing alleine mit der Kamera auf dem Programm. Es waren herrliche 21°C und purer Sonnenschein. Also mit dem Schnellzug in die Stadt und direkt am Placa de Catalunya ging es hinein in das rege Treiben der Großstadt. Hier an der Rambla ist selbst morgens um 10 Uhr schon einiges los.

Interessant wurde der Besuch durch die politischen Dimensionen der Unabhängigkeitsbestrebungen des katalanischen Parlaments. Ebendieses tagte auch an meinen Besuchstagen und viele erwarteten, dass die Unabhängigkeit der Region Katalonien ausgerufen wird. In unzähligen Fenstern, an Balkonen und auf Autos war die katalanische Flagge zu sehen. Die Reporter brachten sich vor der katalanischen Regierung in Stellung und schalteten Live in die Sender.

Die spanische und die katalanische Flagge nebeneinander auf dem Dach des Regierungsgebäudes in Barcelona.
Reporter warten vor dem katalanischen Regierungsgebäude auf Nachrichten zur Unabhängigkeit.

Nach einem Bummel durch die Altstadt mit einem Besuch in und auf der gotischen Kathedrale und durch das jüdische Viertel, mit Blick in die älteste Synagoge Barcelonas ging es weiter Richtung Sagrada Familia. Hier ist es absolut zu empfehlen, sich ein Ticket im Internet vorab zu kaufen. Es ist zwar nicht günstiger, minimiert aber die Wartezeiten am Einlass deutlich.

La Sagrada Familia

Das Jahrhundertbauwerk von Gaudi ist phänomenal. Es gibt hunderte wenn nicht gar tausende Geschichten und Informationen zu unendlich vielen Details. Hier sollte sich jeder Zeit, viel Zeit nehmen. Nach einem ersten Rundgang bekommt man einen Überblick über die unglaubliche Größe und kann sich dann einzelnen Begebenheiten widmen. Durch das Sonnenlicht erstrahlt der dreischiffige Zentralbau in unglaublichen Farbspielen und erzeugt eine unvergleichliche Atmosphäre. Dazu die faszinierende Höhe von 45m im Hauptschiff, über 60m im Vierungskreuz der Schiffe und dem 75m hohen Gewölbe über der Apsis.
Besonderes Schauspiel dabei, noch, sind die fehlenden Kirchenbänke, so dass man ungezwungen wie durch eine Säulenhalle wandeln kann und die verschiedensten Impressionen einfangen kann. Es mutet mythisch an und zieht den Betrachter in einen nicht enden wollenden Bann. Zeit und Raum sind nicht greifbare Dimensionen und an diesem Ort kann man dies spüren.

Zum Ende des Tages ging es dann in Richtung des Parc Güell. Der berühmte und meist fotografierte Teil des Parks ist teilweise mit einem Eintrittsgeld verbunden, je nach Tag und Tageszeit. Da es nur noch ein Abstecher auf dem Weg zum Zug zurück nach San Cugat sein sollte, beschloss ich von der anderen Seite in den kostenlosen Teil des Parcs zu gehen. Der Reiseführer empfahl den Aufstieg zum Turo de les Tres Creus, zum Turm mit den drei Kreuzen. Von hier oben ergab sich ein wunderschönes Blick über die Stadt in der untergehenden Sonne. Kurz bevor die Sonne ganz hinter dem Stadtberg Tibidabo verschwand ging es die steilen und langen Treppen hinunter zum Bahnhof Vallcarca. Erschöpft und müde endete der erste Foto-Safari-Tag.

Barcelona Sonnenuntergang
Sonnenuntergang vom Parc Güell aus.

Den zweiten Tag begann ich am Ende der Rambla vor der Kolumbus-Säule. Ich ließ mich durch die Straßen treiben und orientierte mich an 3 alten Fabrikschloten. Diese überragten die umgebenden Häuser deutlich und waren immer wieder von den verschiedenen Punkten der Stadt aus zusehen. Sie dienen als Denkmal der Industrie und sind nicht mehr in Funktion. Am Fuße der 3 Schornsteine befindet sich ein kleiner Stadtpark und zeigt ein wenig das urbane und alltägliche Leben.

Barcelona - Grafitti
Am Jardins de les Tres Xemeneies.

Von dort aus ging es weiter in Richtung des Placa Espana. Von hier ergibt sich ein toller Blick in Richtung des Palau Nacional mit seiner Kaskaden-Treppe und dem magischen Brunnen. Hier finden am Abend regelmäßig Wasserspiele mit Illumination und Musik statt.

Barcelona - Palau Nacional
Das Palau Nacional beheimatet mittlerweile ein Kunstmuseum. Hier der Blick vom Dach der Kathedrale aus.

Das Palau Nacional wurde erbaut zur Weltausstellung im Jahre 1929 und stellt den spanischen Renaissance-Stil dar. Direkt daneben schließt sich der deutsche Pavillon an, der einen interessanten Akzent setzt, ist er doch im (damals) modernen Bauhaus-Stil von Mies van der Rohe entworfen worden.

Barcelona - Weltausstellung
Deutscher Pavillion zur Weltausstellung in Barcelona 1929. Erbaut vom Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe.

Mittlerweile haben wir auf diesem Weg auch schon die ersten Meter des Anstiegs zum Montjuïc erklommen und gelangen bald zum Plateau mit den Anlagen der olympischen Sommerspiele von 1992.

Montjuïc

Hier auf dem Dach des Berges wurden zahlreiche Sportanlagen zu den olympischen Spielen errichtet und anhand der Größe und Weitläufigkeit spürt man die monumentale Bedeutung die diese Veranstaltung bei den Architekten hervorruft. Zahlreiche Sportanlagen sind auch heute noch in Betrieb und werden durch die Universität genutzt. Gleichzeitig sieht man den Anlagen aber auch an, das sie in die Jahre gekommen sind.

Montjuic - Olympiapark
Im Olympiapark mit dem Blick auf die alte Fassade, die auch jetzt noch in die Tribüne des Stadions integriert ist.

Beim Schlendern und Fotografieren durch die Anlagen werde ich dann von der politischen Gegenwart wieder eingefangen. Das katalanische Regionalparlament hat sich für die Ausrufung einer Unabhängigkeitserklärung ausgesprochen. Es ist nicht klar, was dies heute für die Stadt bedeutet. Ausufernde Jubelfeiern sind genauso vorstellbar, wie Zusammenstöße mit der Polizei oder mit Gegendemonstranten.Von hier oben lassen sich gut die kreisenden Polizeihubschrauber beobachten, gepaart mit der Melodie der zahlreichen Polizeisirenen. Die Innenstadt und zentrale Plätze vermeide ich auf dem Rückweg lieber und begebe mich zum einem Bahnhof etwas außerhalb.

Kloster Montserrat

Ein zunächst ruhiger Abend endet dann am frühen Morgen in einem Rockcafe in San Cugat, so dass der Samstag eigentlich erst am Nachmittag beginnt. Denn an einem Samstag am Mittag zum Kloster Montserrat aufzubrechen macht keinen Sinn. Selbst am späten Nachmittag ist der ewig lange Parkplatz entlang der Bergstrasse noch dicht. Doch es erwartet einen ein spannender Ort. In das Felsmassiv hinein ist die Benediktinerabtei, die einem kleinem Dorf (mit eigener Post) gleicht, gebaut worden. Über allem thront der Berggipfel, erreichbar mit einer sehr steilen Zahnradbahn.

Benediktinerabtei Montserrat
In den Berg hinein gebaut liegt die bekannte Benediktinerabtei Montserrat.

Dicht an den massiven Fels drückt sich die Kirche mit der Mariendarstellung. Ein Wallfahrtsort mit jahrhundertelanger Tradition. So stellen auch wir uns in der Schlange der Pilger an, um die Stufen zum Hochaltar zu erklimmen und eine kurze Sekunde an der Heiligenfigur innezuhalten.

In der Kirche hängen zahlreiche „ewige Lichter“ und selbst der große FC Barcelona vertraut nicht nur auf seine Spieler und die quatarischen Millionen. Er bittet mit einem eigenen Licht um Gottes Beistand.

Altarraum der Klosterkirche Montserrat
Blick auf den Hochaltar mit der Madonnenfigur in der Benediktinerabtei Montserrat.

Nach einem tollen Blick über das abendliche Hinterland von Barcelona ging es wieder zurück nach San Cugat zum Abendessen.

Barcelona-Ausblick
Vom Tibidabo hinunter geblickt auf Barcelona.

Hier erwartete uns eine tollte Überraschung, da ausgerechnet an diesem Abend ein Feuerwerksumzug stattfand. Kleine lokale Vereine veranstalten diese alte Tradition zu verschiedenen Anlässen im Jahr. Erwachsene und Kinder halten verschiedenste Feuerwerkskörper in der Hand und versprühen Freudenfeuer oder verjagen damit den Teufel. In Deutschland absolut undenkbar aufgrund dutzender Sicherheitsbedenken und Vorschriften. Hier aber gibt es keine Absperrungen und die aktiven Teilnehmer sind im Umgang geübt und tragen feuerfeste Verkleidungen. 30 Minuten lang zischte und knallte es auf dem Marktplatz und in den Gassen der Altstadt. Was ein Spektakel…

Feuerwerk in San Cugat
Feuerwerksumzug auf dem historischen Placa d’Octavia in San Cugat del Valles.

Feuerwerkszeitlupe

Somit brach der letzte Tag an, der als Reisetag nur noch wenig spektakulär war. Ein letzter Blick vom Tibidabo und anschließend von den Bunkers del Carmel auf die Stadt und anschließend ging es hinunter nach Castelldefels an den Strand. Zumindest einmal das Meer, die Sonne und den Strand genießen. Letztendlich reichte die Zeit nur für eine Pizza-Pause am Strand, aber dennoch…

Panorama Barcelona
Ausblick von den Bunkers del Carmel auf Barcelona.
Barcelona-Ausblick
Vom Tibidabo hinunter geblickt auf Barcelona.

Festzuhalten bleibt, dass Barcelona eine fantastische Stadt ist, die immer eine Reise lohnt. Allein um nur einmal die Sagrada Familia zu besichtigen. Ein Bauwerk das nachhaltig beeindruckt. Aber auch das Umland ist sehens- und lebenswert und bietet viele tolle, kulinarische Entdeckungen.