Kroatien – Inzell – 2017

Camping, Familie, Reisebericht

Nach 5 Jahren Familiencamping in den Sommerferien zeigte das große Zelt erste Gebrauchsspuren in Form von Undichtigkeiten. Beim einberufenen Familienrat wurde schnell klar, Camping ist spitze, aber ein bisschen mehr Komfort wäre schön. Auch der kleine Anhänger ächzte schon unter der Last und der Platz darin wurde langsam aber sicher knapp.

Vorgeschichte

Nach langer Bedenkzeit fiel die Entscheidung auf einen gebrauchten Faltcaravan. Wir mochten uns das Gefühl vom Zelten erhalten, aber nicht mehr auf dem Boden schlafen. Er bot viel Platz für die Ausrüstung und  war günstig zu erwerben. Mit diesem Ausstattungs-Upgrade fassten wir Mut und wollten das erste Mal auf große Tour gehen. Die Wahl fiel auf Istrien im Norden Kroatiens. Dort wollten wir die Sonne genießen und im Mittelmeer schwimmen. Die Kinder bekamen noch ein neues Schnorchelset spendiert und für Alle wurden Wasserschuhe für die Felsstrände geordert.

Wir entschieden uns für die Tauern- und Karawankentunnel-Route. Außerdem wagten wir uns daran, am Nachmittag loszufahren und die Nacht durchzufahren. Das klappte auch prima, wir wechselten uns beim Fahren ab und den Kindern ging es auch gut. So konnten wir morgens um 7 Uhr in Slowenien den ersten Blick auf die Adria werfen. Die Kinder bekamen noch ein Schokocroissant spendiert, was leider diesmal nicht die goldene Idee war.

Nach kurzer Pause rollten wir auf den Grenzübergang nach Kroatien zu und wollten uns in die richtige Spur einfädeln, als die 5-jährige anfing zu würgen. Das Schokocroissant war wohl nicht versteuert und durfte nicht über die Grenze und suchte den Weg zurück… Also mitten in der Warteschlange den Warnblinker an und neue Klamotten aus dem Kofferraum gekramt. Blick über die Schulter: Polizia und Blaulicht. Etwas erschrocken zum Beamten und versucht auf Englisch die Lage zu erklären. Ein unfreundliches Gegrummel „Quick, quick“ und dann ging es auch wieder weiter. Der Grenzbeamte verzog sich und wieder waren nur 2 Stunden später auf unserem Campingplatz angekommen.

Val Saline

Unser schon im Februar gebuchtes Domizil der nächsten 14-Tage sollte der neue Campingplatz Val Saline kurz vor den Toren von Rovinj sein. Der Platz ging in die zweite Saison und ist ein ehemaliger, abgegrenzter Teil des großen und bekannten FKK-Platzes Valalta. Der Platz hat einen eigenen, nicht öffentlichen Strandabschnitt, einen Pool und einen Natursee. Dazu ein gutes Restaurant, eine Snack-Cocktail-Poolbar, einen Supermarkt und ein kleines Strandbedarfs-Geschäft. Alle weiteren Ausstattungsdetails, sowie das viel diskutierte Buchungssystem finden sich im Internet.

Wir wählten einen Stellplatz oberhalb aus, was also jedesmal einen kleinen Anstieg erforderte, dafür ein wenig Schatten auf dem Stellplatz ermöglichte. Außerdem gab es dadurch auch freie Sicht auf die kleine Bucht und den Sonnenuntergang.

Doch vorher schien die Sonne mit voller Wucht, was Schattentemperaturen von 38°C bedeutete. Dementsprechend wurde jede Zeltstange einzeln abgearbeitet, jeweils unterbrochen von ein wenig Schattenpause und einem Schluck kühler Zuckerbrause. So richteten wir uns gemütlich über den Tag verteilt ein und genoßen unser neues Domizil.

Der Platz war super und wir verbrachten den Tag damit die Temperaturen zu überstehen, indem wir abwechselnd im Pool oder der Adria lagen. Die Kinder schafften einen Rekord von 3,5 Std. am Stück im Wasser zu sein. Schnorchel sind super!!!

Nach dieser Akklimatisierungsphase wagten wir uns langsam auch mal raus, unter anderem in die wunderschöne Altstadt von Rovinj. Auch zu anderen Stränden machten wir uns auf und erschnorchelten neue Unterwasserlandschaften.

Dann kamen die Gewitter. Unsere Wetterapp ließ uns schon morgens erkennen, dass von Italien eine große Gewitterfront nahte. Also machten wir unseren Faltcaravan windfest, räumten unseren Hausrat zusammen und verbrachten einen weiteren Strandtag auf der Anlage. Als die Sonne unterging konnte man dann die enormen Ausmaße langsam erkennen. Da wir schon einmal ein Gewitter im Zelt ausharren mussten und das so nicht noch einmal mitmachen wollten, holte ich das Auto direkt vor den Falti. Doch das es so heftig wurde, ließ sich nicht erahnen. Die Fallwinde waren enorm und erreichten sicherlich Geschwindigkeiten von deutlich über 100km/h in den Böenspitzen.

Das Ungemach naht...

Vom Meer zog die breite Gewitterfront auf.

Ein Sack Faltcaravan

So sah unser Falti nach dem Unwetter aus. Das Vorzeit völlig in sich zusammengebrochen und der Hauptwagen kräftig deformiert.

Ergebnis war, dass wir nach 1-2 Minuten vom hin-und-her-schaukelnden Faltcaravan in das Auto flohen und zur Sicherheit ein wenig Abstand suchten. Eine umherfliegende Zeltstange in der Windschutzscheibe sollte nicht sein. Hört sich heftig an, war es auch. Unser Faltcaravan-Vorzelt war zerstört, sämtliches Inventar aus demselbigen in einem Umkreis von 25m verteilt. Der Platz präsentierte sich am Morgen nach dem Unwetter als ein großes Chaos. Schätzungsweise 40 Vorzelte und Zelte waren zerstört. Dem Nachbarn hatte es die Carbonstangen seines Isabella-Zeltes zerfetzt und einige Camper mussten ihren Urlaub abbrechen. Auch wir waren ziemlich geknickt. Die Nacht hatten wir freundlicherweise in einem freien Mobilem verbringen dürfen, da wir uns nicht mehr in den kollabierten Falti trauten.

Stellplatzchaos

Nach dem Unwetter ist Inventur und Aufräumen angesagt.

Der folgende Tag wurde genutzt zum Aufräumen, Trocknen, Reparieren und dem Erfassen der Schäden. Nach wenigen Stunden wich der Frust und wir beschlossen uns davon nicht den Urlaub vermiesen zu lassen. Der Hauptwagen ließ sich reparieren und das Vorzelt wurde eingerollt. Dadurch hatten wir fortan eine Outdoorküche und saßen nur noch unter einem kleinen Sonnensegel. Aber die neuen Bekanntschaften und Freundschaften die in dieser Nacht bzw. an diesem Tag ihren Ursprung fanden, lassen uns heute darüber schmunzeln und hinwegsehen.

So konnten wir in den nächsten 2 Tagen noch ein wenig Kultur starten und können jedem einen Ausflug zum Beispiel nach Pula ans Herz legen. Eine schöne Stadt mit einem wirklich beeindruckendem Amphitheater. Auch eine Bootstour auf den Limski-Fjord lohnt sich und bietet einen schönen Tagesausflug, zumal direkt vom Campingplatz-Bootssteg gestartet wird.

Arena von Pula

Sehr gut erhaltene Arena aus den römisch-venezianischen Zeiten Kroatiens.

Da aber leider immer wieder Gewitter aufzogen und uns jedesmal bangen liessen ob alles gut geht, waren unsere Nerven sehr strapaziert. Stündlich checkten wir in mehreren Wetterapps die Gewitterrisiken und „müssten“ 2-3 mal zu den Nachbarn in den großen Wohnwagen fliehen. Wir mussten feststellen, dass es so nicht weitergehen kann.

Auf Empfehlung probierten wir in Inzell beim Lindlbauern ein Campingfass zu ergattern. So hätten wir wieder ein festes Dach über dem Kopf, den halben Heimweg schon geschafft und hoffentlich weniger Gewitter. Denn in Deutschland war es bei weitem nicht so warm.

Inzell – Camping Lindlbauer

Tatsächlich hatten wir Glück und konnten 5 Tage buchen. Wir hatten bis dato noch nie in den Bergen geurlaubt und waren sehr gespannt. Der Platz liegt wunderbar am Ortsrand, umgeben von saftig-grünen Weidewiesen und einem sehr tollen Bergpanorama.

Inzeller Talkessel

Inzeller Talkessel

Da die Fahrt wieder wunderbar geklappt hat, konnten wir uns schnell mit der neuen Umgebung arrangieren und es setze allmählich wieder das Urlaubsgefühl ein.

Dazu kam die wunderbare Chiemgau-Karte. Eine Kur- und Touristenkarte die insbesondere im Sommer sehr gute Vergünstigungen bzw. freie Eintritte/Fahrten ermöglicht. Bei ca. 2,10€ Kurtaxe für einen Erwachsenen pro Tag bietet die Karte enormes Sparpotenzial, kostet doch zum Beispiel die Berg-Tal-Fahrt für eine Familie auf den Hochfelln schon 50€.

So machten wir in den folgenden Tagen die Umgebung unsicher und genossen dabei die angenehmen Temperaturen. Außerdem entdeckten wir die wunderbare Bergwelt. Die Kinder waren fasziniert von den zahlreichen Gleitschirmfliegern und schauten ausdauernd beim Starten zu. Gerne suchten wir auch eine der Almhütten auf und genossen eine Brotzeit und kühle Limo.

Auf ihrer Rückreise besuchte uns dann noch die neuen, sauerländischen Freunde. Die Kinder beschäftigten sich miteinander und uns Eltern blieb Zeit zum klönen. Diskutiert wurde natürlich, ob Kroatien einen neuen Anlauf verdient hätte oder für immer von der Urlaubszielliste verbannt wird. Ergebnis: Jeder hat eine zweite Chance verdient.

Nach einem wunderbaren Abschlussgrillen hieß es wieder Abschied nehmen. Doch nach Hause sollte es noch nicht gehen.

Legoland Deutschland – Günzburg

Von vornherein war für die Kinder ein Besuch im Legoland als Belohnung für die lange Reise eingeplant. Eigentlich wollten wir in unserem Falti übernachten, aus den gegebenen Umständen quartierten wir uns kurzerhand aber in der Jugendherberge Ulm ein.

Die meisten Jugendherbergen in Deutschland sind in den letzten 15 Jahren toll modernisiert worden. Ulm gehörte leider (noch?) nicht dazu. Für 2 Nächte war das aber auszuhalten, auch die „Mannschaftsduschen“ wurden hingenommen. Entschädigt wurden wir mit 2 wunderbaren Tagen im Legoland. Trotz hoher Feriendichte in Deutschland war der Ansturm nicht so groß und mit ein wenig Geduld konnten alle Attraktionen ausprobiert werden. Was kann man sich als Eltern für einen schöneren 10. Hochzeitstag vorstellen…

Entree des Legolands

Für Kinder und Fans der kleinen Bausteine ein tolles Event: Besuch im Legoland.

Nach 2 intensiven Wochen mit tollen aber auch überflüssigen Erfahrungen, hatten wir doch einen Kenntnisgewinn:

Faltcaravane sind schön und haben echten Zeltcharakter, dies merkt man aber auch bei Gewittern.

Unsere Kinder sind super Reisekinder, die lange Autofahrten mitmachen, genauso wie spontane Ortswechsel.

Camping bleibt die ultimative Urlaubsform für uns, aber das Reisemittel muss überdacht werden.